Textilwaste: Ein weltweites Umweltproblem
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Die Modeindustrie steht weltweit vor einer grossen Herausforderung: dem Umgang mit Textilabfällen. Jedes Jahr werden riesige Mengen an Kleidung produziert. Ein Grossteil davon wird kaum getragen und schnell entsorgt. Der wachsende Konsum, getrieben durch Fast Fashion, führt dazu, dass immer mehr Textilien als Abfall enden. Weltweit werden jährlich etwa 92 Millionen Tonnen Textilabfälle produziert – das entspricht einer LKW-Ladung voller Kleidung, die jede Sekunde verbrannt oder auf Deponien entsorgt wird. Besonders problematisch ist, dass die meisten Textilien aus synthetischen Materialien bestehen, die nur langsam oder gar nicht biologisch abbaubar sind. In der Schweiz ist dieses Problem auch sehr relevant, da der Pro-Kopf-Verbrauch an Textilien hoch und die Entsorgungswege oft nicht sehr nachhaltig sind.
Die Schweiz zeichnet sich durch einen hohen Lebensstandard und einen entsprechend hohen Konsum von Textilprodukten aus. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) fielen im Jahr 2020 insgesamt 6,1 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an, wovon ein erheblicher Anteil auf Textilien zurückzuführen ist. Genaue Zahlen zu den Textilabfällen liegen jedoch nur begrenzt vor, was die Notwendigkeit der Erhebung detaillierterer Daten nur weiter verdeutlicht.
Gebrauchte Textilien werden in der Schweiz hauptsächlich auf folgenden Wegen entsorgt:
Altkleidersammlungen: Organisationen wie Texaid sammeln jedes Jahr grosse Mengen an Altkleidern. Ein Teil dieser Kleider wird in Secondhand-Läden verkauft, der Rest wird ins Ausland exportiert. Die Transparenz über die genaue Verwendung dieser Exporte ist jedoch begrenzt.
Hausmüll: Ein grosser Teil der Textilabfälle landet im normalen Hausmüll und wird in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Dies führt zum Verlust wertvoller Ressourcen und erhöht die Umweltbelastung.
Recycling bietet derzeit leider auch noch keine ausreichende Lösung, denn weniger als 1 % der weltweit produzierten Kleidung wird tatsächlich zu neuen Textilien recycelt. Technologische Herausforderungen machen es schwierig, Fasern aus Mischgeweben zu trennen und in gleichwertige Materialien umzuwandeln. Zudem sind viele Recyclingverfahren noch nicht wirtschaftlich genug, um mit der extrem schnellen Produktion von neuen, billigen Kleidungsstücken mitzuhalten. Der Grossteil der gesammelten Altkleider wird daher entweder zu minderwertigen Produkten wie Putzlappen verarbeitet oder ins Ausland exportiert, wo diese dann oftmals lokale Märkte überfluten und grosse Umweltprobleme verursachen.
Ein weiteres grosses Problem ist die Entsorgung von Textilabfällen in Deponien und Verbrennungsanlagen. In vielen Ländern, insbesondere im Globalen Süden, werden riesige Mengen an Altkleidern abgeladen, wo sie Böden und Wasserquellen verschmutzen. Selbst in Ländern mit gut funktionierender Abfallwirtschaft trägt die Verbrennung von Textilien zur Luftverschmutzung und CO2-Emissionen bei. Besonders besorgniserregend ist, dass synthetische Stoffe wie Polyester bei der Zersetzung Mikroplastik freisetzen, die in die Umwelt gelangen und langfristige Schäden verursachen.
Um die globale Textilabfallkrise , sowie das Textilabfallproblems in der Schweiz, zu bewältigen, sind dringende Massnahmen erforderlich, die Politik, Industrie und Konsumenten gleichermassen einbeziehen. Unternehmen müssen langlebigere Produkte herstellen und Recyclingtechnologien weiterentwickeln. Regierungen können strengere Regularien für Textilproduktion und Abfallmanagement erlassen. Vor allem aber ist ein Umdenken auf Konsumentenseite nötig: Weniger, aber bewusst einkaufen, Kleidung länger nutzen und alternative Modelle wie Secondhand oder Upcycling fördern. Ohne eine systematische Veränderung in der Art und Weise, wie Kleidung produziert und konsumiert wird, wird das Problem des Mode-Mülls weiter eskalieren.
Quellen:
BAFU: Abfallstatistiken
Swisstextiles: Schweizer Ökosystem macht Textilfasern kreislauf fähig
Swisstextiles: Worum es im Textilrecycling wirklich geht
GrandTex: Verwerten statt verbrennen
Swissrecycle: Hintergrundinfos…
STS2030: Textilrecycling für Kreiswirtschaft